Schlaganfälle analysieren, vorhersagen und Ärzten bei der Operationsplanung helfen. Das will die Firma Elpis in Hann. Münden möglich machen. Zwei junge Männer haben die Firma gegründet.
Hann. Münden – Patienten individuell helfen, das ist das Ziel der Firma Elpis, die in Hann. Münden gegründet wurde. Das Zweimannunternehmen, bestehend aus Dr. Artjom Avakian und Dr. Aria Alimi ist für den Niedersächsischen Innovationspreis und den Innovationspreis des Landkreises Göttingen nominiert.
Hann. Münden: Firma bietet Simulation an
Mit dem von ihnen entwickelten System können die Folgen von Schlaganfällen berechnet werden. „Wir bieten keine Therapie und Diagnose an, sondern ein weiteres Werkzeug für Kliniken und Ärzte“, sagt Artjom Avakian an. „Jeder Körper ist individuell“, berichtet der Ingenieur im Gespräch mit unserer Zeitung. Häufig werden Behandlungen mit dem Rückgriff auf Erfahrungswerte und Studien geplant, die Programme von Elpis sollen helfen, die Wirkungen von Schlaganfällen auf den einzelnen Patienten zu berechnen. „Laut einer Oxford-Studie wird die Zahl der Schlaganfälle in den kommenden Jahren um 44 Prozent steigen.“ Ein Schlaganfall sei der häufigste Sterbegrund und der zweithäufigste Grund für eine Behinderung.
Jährlich werden so zudem enorme Kosten verursacht, laut Avikian in Deutschland bis zu 18 Milliarden Euro pro Jahr. Mit ihrem Computer-Programm wollen die beiden Männer den Fachleuten helfen. Als Basis für die 3D-Simulation dienen MRT-Bilder und Patientenwerte. Das Programm berechnet und simuliert die biomechanischen Prozesse im Gehirn, beispielsweise den Blutfluss.
Komplizierte Mathematik macht es möglich
Für den Fachmann, der die Darstellung auswertet, wird ein „Glasgehirn“ dargestellt. Ziel ist die Prävention und die Therapie. Zugrunde liegt dabei die mathematische Finite-Volumen-Methode, ein kompliziertes Verfahren zur Gleichungslösung. Es wird in der Strömungsmechanik, Elektrotechnik und Strukturmechanik angewandt.
Zudem können Operationen geplant werden. „Wir liefern die Visualisierung auf dem Silber Tablett“, sagt Avikian. Eine zentrale Frage, die mit ihrer Software berechnet werden kann, ist: Wo kommt wie viel weniger Blut an? Wie wirkt sich das auf diese Region des Hirns aus? „Manche Menschen liegen mit ihren Werten außerhalb der Norm, keine Auffälligkeit ist gleich.“ Beide Gründer haben zusammen an der Universität Kassel studiert und promoviert. „Mein Partner hat im Bereich Strömungsmechanik promoviert“, berichtet Avikian. Er selbst hat seine Arbeit im Bereich Festkörpermechanik geschrieben.
Durch den Austausch entstand die Idee, ein System zur Gehirnsimulation zu entwickeln und eine eigene Firma zu gründen. Dabei werden sie auch von einem Neuroradiologen aus den USA unterstützt. Ihre Firma Elpis Simulation meldeten sie im Oktober 2020 an, im Dezember wurde sie dann eingetragen.
Förderung und Preisnominierungen
Im Moment ist die Firma noch die Nebeneinkunftsquelle. Atrjom Avakian arbeitet hauptberuflich bei Volkswagen in Baunatal. Als „Firmenzentrale“ dient sein Wohnhaus in Hann. Münden, an der Hermann-Löns-Straße. Alimi arbeitet zurzeit in der Nähe von Stuttgart.
Die beiden jungen Gründer, Avikian ist 33 Jahre alt und Alimi 35 Jahre, versuchen Partner zu gewinnen. Es habe bereits Gespräche mit der Universitätsmedizin Göttingen und dem Klinikum Kassel gegeben. Leider sei das Interesse noch verhalten. Durch ihre Teilnahme am Innovationspreis erhoffen sie sich mehr Aufmerksamkeit für ihre Firma. Die Firma wird vom Fraunhofer Institut im Zuge des Ahead-Programms für Start-Ups gefördert, zudem durch den SNIC Life Science Accelerator. Auch von London aus erhalten die Unternehmer Unterstützung.
Der Innovationspreis für Niedersachsen, für den Elpis normiert ist, wird am Dienstag, 7. September, verliehen. Die Verleihung des Preises des Landkreises findet am Montag, 27. September, statt (Jens Döll)